Am Samstag, 11.01.2020 fand der diesjährige Jahresauftaktlehrgang des Dojo Nintai in Reutlingen statt. Als besonderen Gasttrainer durften wir Nils Scheiring begrüßen, der seit vielen Jahren Kyusho Jitsu unterrichtet, darunter auch bei staatlichen Sicherheitsorganen. Er gab uns einen sehr interessanten Einblick in das Arbeiten mit Nervenpunkten und Hebeln.

Das Vormittagstraining wurde zunächst durch Jan Sensei eingeleitet. Nach einer spielerischen Erwärmung und Dehnung bestand die erste Hälfte des Vormittags aus verschiedenen Standübungen. Kernpunkte waren vor allem verschiedene Schlagvarianten sowie Tritttechniken.

In der zweiten Hälfte der Trainingseinheit lehrte uns Jan Sensei eine Kata, die Tetsuhiko Asai Sensei in seiner Lebzeit erschuf - Junro Sandan.

Junro ist eine Reihe von fünf Kata, die bestimmte Aspekte der Kampfkunst, die sonst erst in höheren Kata gelehrt werden, bereits in einem früheren Stadium vermitteln. Das Kernelement der Junro Sandan sind verschiedene Schlagtechniken mit Uraken (Faustrücken) und Empi (Ellenbogen). Diese wurden auf verschiedenste Weise geübt, beispielsweise durch Schläge von innen, von außen, horizontal, vertikal, in großen und in kleinen Bewegungen meist in Partnerübungen.

In den beiden Nachmittagseinheiten war Kyusho Jitsu angesagt. Kyusho Jitsu beschäftigt sich mit dem Arbeiten an Nervenpunkten. Ihre Stimulation durch Schlag, Druck oder Reibung führt zu körperlichen Effekten, die von der Schwächung eines Körperteils bis hin zu der kompletten Bewusstlosigkeit führen.

Nils zeigte uns anhand einiger Punkte am Arm, welche Effekte bei Druck oder Schlag erreicht werden und wie sie in das Karatetraining und der Selbstverteidigung mit einbezogen werden können.
So kann z.B. durch Druck auf einen Punkt nahe dem Handgelenk, der als Lunge 8 bezeichnet wird, ein Griff gelockert werden. Bei einem Griff ans Revers kann durch Schlagen eines weiteren Armpunktes (Lunge 5) die Beugung des Ellbogens und damit das Wegdrehen des Angreifers verursacht werden. Der Angreifer befindet sich nun in einer schlechteren Position und kann damit leichter abgewehrt werden.

Auf dieser Basis und anhand der Erfahrung eines Abteilungsmitgliedes, das schon seit vielen Jahren Seminare von Nils besucht, wird Kyusho verstärkt Bestandteil des Karate- und Selbstverteidigungstraining des Dojos sein.

Der Lehrgang unter Jan Sensei und Nils zeigte uns mal wieder, dass man auch immer wieder „über den Tellerrand“ schauen sollte, da es in anderen Karate Stilen sehr interessante Aspekte gibt. Alles in allem war es wieder ein sehr erfolgreicher Lehrgang und wir danken Nils für den Einblick.